(Dritter Teil der etwas anderen Ring-Erzählung)
ACHTUNG: Bitte unbedingt die Triggerwarnung in der Vorbemerkung beachten!
Beim Schmied Mime im tiefen Wald gibt es ernsthafte Erziehungsprobleme. Nicht genug, dass Mime - wir erinnern uns, der etwas unglückliche Maso-Bruder von Alberich - in seiner selbstgewählten Waldeinsamkeit von einer dahergelaufenen, schwangeren Sieglinde gestört wurde. Dieses seltsame Weib erzählte ihm auch eine noch seltsamere Geschichte, und war dann auch noch bei der Geburt ihres Kindes gestorben, und hatte ihm damit ein uneheliches Kind hinterlassen. Außer einem zerbrochenen Schwert hatte sie nichts bei sich gehabt, und trotzdem hatte der gutmütige Mime das Kind großgezogen.
Hat man es als alleinerziehender Schmied im Wald eh schon schwer genug, so erweist sich der Bengel im Teeniealter auch noch als Mehrfachintensivtäter, und macht im Wald überall nur Ärger.
Und nicht nur das der Kerl, den diese Sieglinde unbedingt Siegfried genannt haben wollte, da sein Vater angeblich Siegmund geheißen hatte, solchen Ärger macht. Dieser will Mime auch nicht glauben von diesem abzustammen. Siegmunds wahre Herkunft möchte Mime aber lieber verschweigen, da er glaubt diesen als „Sohn“ besser für sein zukünftigen Absichten einsetzten zu können.
Geht doch schon seit geraumer Zeit das Gerücht im Wald herum, dass da irgendwo unerkannt ein neuer „Held“ heranreifen würde, der die Welt aus den Angeln heben könnte. Wenn man Helden nur richtig dumm hält, können sie einem doch recht nützlich werden, denkt sich Mime.
Dieser Siegfried verspottet Mime zudem auch noch mit dessen submissiver Neigung – Mime geht regelmäßig zu einer Wald-Domina - und seiner Unfähigkeit das zerbrochene Schwert wieder zu reparieren.
Tatsächlich hält sich dieser Siegfried schon in jungen Jahren für einen SuperDom. Als toxisch maskuliner Actionheld will er deshalb auch keineswegs akzeptieren, dass Mime als Genderfluid gelesen werden möchte:
„Glauben sollst du, was ich dir sage: ich bin dir Vater und Mutter zugleich.“
Als der Streit zwischen Siegfried und Mime wieder einmal eskaliert, macht sich Siegfried selber daran das Schwert zu reparieren, und ist mit einer unkonventionellen Methode tatsächlich in der Lage es neu entstehen zu lassen.
Inzwischen hat Siegfried von Mime auch erfahren, dass er anderer Abstammung ist, und dass es in der Welt noch größere Herausforderungen gibt. Wie zum Beispiel einen bösen Drachen im Wald, der angeblich einen Schatz bewacht, und nichts tut, außer vor sich hin zu köcheln und böses CO2 zu erzeugen.
Bei dem bösen Drachen handelt es sich allerdings tatsächlich um keinen anderen als den übrig gebliebenen Riesen aus der Rheingold-Story, der sich, nachdem er seinen Bruder erschlagen hat, mit dem Schatz der Nibelungen in den Wald verdrückt hat, und einfach nur seine Ruhe haben will. Nach der Pleite mit Freya hat er von der Weiberwelt genug, denn die wollen immer nur sein Bestes: sein Gold.
Sein eigentliches Problem - von dem er aber irgendwie auch nichts wissen will - lauert aber schon eine ganze Weile vor seiner Höhle in Form des Alberich, der immer noch nicht aufgegeben hat, sich den Schatz wieder zurückerobern zu wollen.
Alberich weiß aber, dass er sich mit dem Drachen nicht anlegen kann, deshalb hofft er, dass irgendwann einmal ein dahergelaufener Held vorbeikommt und den Drachen für ihn tötet. Irgendwie würde er es dann mit List und Tücke schon schaffen, sich den Schatz wieder unter den Nagel zu reißen. Solche Helden sind ja nie besonders intelligent, sonst wären sie keine Helden.
Und tatsächlich scheint Alberich recht zu behalten, denn da erscheint auch schon unser Siegfried vor der Drachenhöhle mit seinem selbstgeschmiedeten Laserschwert – pardon - Wunderschwert, dass ihm selbstverständlich SuperDom-Eigenschaften verleiht. Ruckzuck ist der Drache besiegt und hat das Schwert im Drachenherzen stecken. Und Blutrünstig wie junge Kerle nun mal sind leckt Siegfried auch noch das Drachenblut von seinem Wunderschwert.
[An dieser Stelle möchte der Autor explizit darauf hinweisen, dass, bei aller Begeisterung für den SuperDom, Drachen auf der Liste der bedrohten Tierarten stehen. Dragonpeace und der WDF (World Dragon Fund) haben sich denn auch unmittelbar von Siegfried distanziert, und „Fridays For No Future“ haben ihn aus ihrer Aktivistenliste gestrichen.]
Danach hört er im wahrsten Sinne des Wortes die Vöglein singen, denn er versteht plötzlich das ein Vogel zu ihm sagt, dass er sich jetzt den Schatz nehmen soll, und insbesondere auf den Tarnhelm und den Ring achten soll.
Darüber hinaus warnt ihn der Vogel vor Alberich und Mime, die nun auch schon um die Höhle herumschleichen, und sich als Brüder schon mal um die Beute streiten, die sie dem naiven Superhelden abluchsen wollen.
Doch der vom Vöglein gewarnte Siegfried fühlt sich von Mime genervt, und erschlägt ihn, als dieser versucht ihm einen Betäubungstrunk zu verabreichen, worauf Alberich sich davonmacht, um nicht selbst auch noch erschlagen zu werden.
Im Sterben hat der Drache dem Siegfried noch eine Warnung mitgegeben, dass er sich vorsehen soll, dass er nicht genauso endet.
Aber der hat schon wieder andere Sachen im Kopf, nachdem ihm das Vöglein etwas von einer schlafenden Brünnhilde auf einem feuerumloderten Felsen erzählt hat, die angeblich auch noch eine gute Figur haben soll, und ziemlich herrenlos dort herumliegt, um von einem furchtlosen Helden erweckt zu werden.
„So eine heiße Braut - das wär´ doch was für mich“, denkt sich unser Siggi und macht sich auf diesen Felsen zu finden.
Auf seinem Weg Richtung Walkürenfelsen trifft Siegfried seinen Opa Wotan - erkennt ihn aber nicht als solchen. Wotan versucht Siegfried von seiner Weltrettungsvision zu überzeugen, aber Siegfried hat nur das Weib vom Felsen im Kopf – bei dem Feuer das da lodert, muss die ja ziemlich heiß sein - und versteht überhaupt nicht was Wotan von ihm will.
Am Ende kommt es zu einer Rangelei zwischen Wotan und Siegfried, bei der Siegfried mit seinem Wunderschwert den Phallusspeer von Wotan zerschlägt: jetzt ist klar, wer der neue SuperDom ist.
Der Weg zum Felsen ist nun frei, und tatsächlich schafft es Siegfried den Feuerkranz um Brünnhilde herum ohne Probleme zu durchschreiten. Das Feuer geht aus und die sinnlose Verbrennung fossiler Rohstoffe hat endlich ein Ende.
Das was da nun vor ihm auf einem Felsen liegt, gefällt unserem Siggi außerordentlich gut, und unser SuperDom bekommt augenblicklich einen Superständer.
Er küsst sie wach, und zu Siegfrieds Freude ist Brünnhilde wirklich ziemlich heiß – heißer noch als das Feuer, dass sie vorher umlodert hat. Kein Wunder, nach der langen Zeit auf dem Felsen muss sie ziemlich untervögelt sein.
Und Siggi selbst ist bis dahin ja auch noch Jungfrau, so dass er sich mit vollem Elan ins Vergnügen stürzt. Auch Brünnhilde kann einfach nicht genug bekommen, und so treiben sie es bis zur Erschöpfung.
Berauscht von ihren Gefühlen und ihrer vermeintlichen Allmacht, glauben Sie die Welt aus den Angeln heben zu können und verkünden gemeinsam:
„Leuchtende Liebe, lachender Tod.“
Libertineros 2024
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