(Die Schatten von Tsushima Kapitel 5)
Endlich hatte der Schneefall nachgelassen, und schließlich aufgehört, so dass wir die Eisenbahnstrecke frei bekamen, und der Zug auf der Transsibirskaya Magistral seine Reise fortsetzen konnte. Es war der zwölfte Tag seitdem wir Wladiwostok verlassen hatten. Also verabschieden wir uns von Boris und seinem Hausstand und kehrten zurück in unser Abteil, wo wir die nächsten Tage genügend Zeit hatten unsere Eindrücke über die Zeit bei Boris auszutauschen.
Natürlich hatten uns die lockeren Sitten gefallen, die bei uns in St. Petersburg undenkbar gewesen wären. Männer und Weiber gemeinsam in einer Sauna! Jeder von uns musste zugeben, dass es ihn zunächst einige Beherrschung abverlangt hatte zusammen mit den drallen Mägden in der Hitze zu schwitzen und die, beim Anblick der unverhüllten Kurven der Weiber natürlicherweise entstandene Erregung zu verbergen. Natürlich war diese Erregung vor den anderen nicht verborgen geblieben, wovon so mancher schelmische, aber auch durchaus gierige Blick gezeugt hatte, der durch die Dampfschwaden in der Saunahütte zu erhaschen gewesen war.
Es hätte wohl nur noch weniger Tage bedurft, dass
es zwischen uns und der ein oder anderen Magd mehr als nur der Austausch von
Blicken gegeben hätte.
Meiner Meinung nach war es daher vielleicht sogar besser gewesen, dass wir nach
relativ kurzer Zeit wieder abreisen mussten, da es mit Sicherheit zu Reibereien
zwischen den Knechten und uns wegen der Frauen gekommen wäre.
Nach der nun schon so lange andauernden Abstinenz war es nur unsere Offiziersehre gewesen, die uns davon abgehalten hatte über das nächstbeste Weib herzufallen das uns ihre nackten Brüste so schamlos darbot wie das die Mägde in der Sauna getan hatten.
Nun waren wir zwar zurück in der Zivilisation, der Welt der Eisenbahn und des Telegrafen, aber die Urgewalten Sibiriens hatten in uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nicht zuletzt auch das Erlebnis der Bestrafung der Magd Varvara. Es dauerte nicht lange, und unser Gespräch kreiste um ihren verstriemten Hintern und wie sie diesen so tapfer der Peitsche dargeboten hatte. Als ich bemerkte, dass ich beobachtet hatte, dass Varvara beim Weggehen unter den Tränen einen eher entspannten, ja erregten Gesichtsausdruck gezeigt hatte, warf Egor ein, dass er dergleichen schon öfter erlebt hätte. Varvara sei in seinen Augen eine „Algophelia“, ein Weib das Lust dabei empfände, wenn man ihr auf eine gewisse Art und Weise Schmerzen zufüge.
Dann berichtete er uns davon, dass er solches auf dem Gut seines Onkel schon mehrfach hatte beobachten können. Sein Onkel war ein reicher Großgrundbesitzer, der über viele Knechte und Mägde gebot, und der wie es immer noch üblich war, seinen eigenen Stil der lokalen Gerichtsbarkeit pflegte, wenn Dinge nicht so liefen, wie sie sollten. Egor lebte von früher Kindheit an mehr auf dem Gut seines Onkels, als bei seinen Eltern, da Egors Vater als Marineoffizier lange Zeit auf See verbrachte, und der Ansicht war, dass ein Junge wie Egor, der einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten sollte, unter der strengen Zucht eines Mannes aufwachsen sollte. Und an Strenge hatte es dem Onkel offenbar nicht gemangelt.
In diesem Zusammenhang war Egor von Kindheitsbeinen an gewohnt bei Züchtigungen zugegen zu sein, und hatte im Lauf des Erwachsenwerdens zunehmend seine Beobachtungen gesammelt. Dabei war er zu der Überzeugung gelangt, dass man es insbesondere den Weibern ansehen könne, wenn sie eine Affinität zu den Schmerzen, die sie bei einer Züchtigung erhielten, aufwiesen.
„Schau ihr ins Gesicht, vor allem wenn alles
vorbei ist. Beobachte ihre Handflächen, und wenn du die Chance hast ihr
zwischen die Beine zu schauen … da gibt es untrügliche Zeichen. Ist sie blass
vor der Züchtigung oder zeigen ihre aufgerissenen Augen panische Angst, dann
erwartet sie nur Schmerz zu erleben. Zeigt sie aber rosige Wangen und die
Spitzen ihrer Brüste stehen, dann ist sie bereit den Schmerz in Lust zu
verwandeln.
Ich habe diese Varvara auch genau beobachtet … ist euch aufgefallen, dass schon
als Wenja an der Reihe war sie zu peitschen ein
erstes verräterisches Tröpfchen an der Innenseite eines ihrer Oberschenkel
herabrann?!
Tatsächlich war mir das nicht aufgefallen, und
auch Wenja hatte offensichtlich seine Blicke auf etwas
anderes konzentriert gehabt. Doch passte die Beobachtung von Egor zu meinem
Eindruck, zudem, da die Magd während der Züchtigung entgegen dem Üblichen nicht
sonderlich, ja fast gar nicht, geschrien hatte.
Ich erwähnte dies, doch Egor meinte, dass dies nur ein Kriterium sei, da es
durchaus Algophelia gäbe, die ihre Lust
geradezu herausbrüllten, und dies nicht wirklich von üblichen
Schmerzensschreien zu unterscheiden sei.
Wenja und ich blieben noch skeptisch, doch mussten wir zugeben, dass Egor zweifelsfrei über größere Erfahrung auf diesem Gebiet zu verfügen schien, was auch seinen souveränen Umgang mit der Peitsche erklärte. Darauf angesprochen meinte er, dass er schon früh von seinem Onkel damit betraut worden war, die ein oder andere Bestrafung von Hausgesinde vorzunehmen, erst in minderschweren Fällen, mit der Zeit aber auch das volle Spektrum seiner Gerichtsbarkeit, wie er es nannte. Allerdings sei die Bestrafung der auf den Feldern arbeitenden Knechte und Mägde stets seinem Haushofmeister vorbehalten gewesen, von dem er sich allerdings einiges durch entsprechende Beobachtungen angeeignet hatte.
Über diese Gespräche hatten wir drei uns naturgemäß in einen Zustand hineingeredet, in dem wir am liebsten die Notbremse gezogen, das nächste Dorf überfallen, und die anwesenden Weiber ohne Ansehen der Person bestiegen hätten. Wieder war es nur unsere antrainierte, militärische Beherrschtheit, die uns davon abhielt, und so wechselten wir das Thema, nur um am nächsten Tag wieder darauf zurückzukommen.
Erneut war es Egor, der uns mit einem Einblick in
seine Erfahrungen gehörig anheizte. So erzählte er uns von seiner „Algophelia“, einem Mädchen namens Lidija, die
der Köchin auf dem Landgut seines Onkels als Küchenhilfe zugeteilt gewesen war.
Spontan erinnerte mich seine Geschichte an das, was ich selbst mit meinen
Stiefschwestern und der durch unsere Küchenhilfe zerbrochenen Suppenterrine
erlebt hatte.
Bei Egor war es keine Suppenterrine, sondern irgendwelche verdorbenen Früchte,
für die Lidija verantwortlich gewesen war, und die sie in seine Kammer zu einer
samstäglichen Bestrafung geführt hatten.
Die bodenständig derbe Art, mit der Egor zu erzählen pflegte, tat ein Übriges unsere Phantasie gehörig anzuheizen:
„Lidotschka war keck und fast frech, als sie sich bei mir meldete. Sie war ein keckes Mädel, mit langen blonden Haaren, die sie in Zöpfen trug. Ihr hübsches Gesicht, das beim Lachen neckische Grübchen zeigte, war mir schon einige Male aufgefallen, und beim Betrachten ihrer drallen Figur hatte ich bereits mehr als einmal Phantasien entwickelt.
Ich hatte noch nie das Vergnügen gehabt sie zu bestrafen, von daher konnte sie nicht wissen, was sie erwartete. Sie schien allerdings keinerlei Furcht vor mir zu haben, sondern flirtete mit ihren Augen, während ich ihr erläuterte, dass sie ihre Strafe mit einer Weidenrute bekommen würde. Das war generell eine Option für Bestrafungen von Hausbediensteten, wobei der Einsatz der kurzen Nagaika häufiger vorkam.
Für die Bestrafung der Feldknechte und Mägde wurden hingegen meist längere Peitschen gewählt, da damit ein größerer Abstand zwischen Züchtiger und Bestraftem hergestellt werden konnte, so das mehr Zuschauer teilhaben konnten. Der abschreckende Effekt durch das Beiwohnen bei einer Züchtigung war durchaus beabsichtigt, und die Bewohner des Hofguts wurden ausdrücklich dazu angehalten anwesend zu sein.
Für Bestrafungen in meiner relativ kleinen Kammer waren aber eher die Kurzpeitsche oder eben die Weidenrute geeignet.
Zwanzig Hiebe sollte Lidotschka von mir erhalten, und ohne, dass ich sie dazu auffordern musste, legte sie sich über die Bettkante zurecht, raffte ihre Röcke, und streckte mir ihren ansehnlichen Hintern entgegen. Es war nicht zu übersehen, dass sie mit mir spielte. Ich war ja kaum älter als Lidotschka, und so war es nicht verwunderlich, dass sie nur wenig Respekt vor mir zeigte. Nun denn, sie sollte ihr Spiel bekommen, und ich zog ihr die ersten zehn Rutenstreiche über ihren geilen Hintern, ohne dass sie einen Mucks von sich gegeben hätte.
´Die ist hart im Nehmen´, dachte ich
mir, und fühlte mit der Hand mal nach, was die Rute so bewirkt hatte. Immerhin
war ihr Arsch schon von den ersten zehn Streichen von schönen feinen Rutenlinien
gezeichnet, aber die Hitze die von Lidotschkas Haut
ausging erstaunte mich dann doch.
Ich hatte mir immer das Recht des Hausherren
herausgenommen, den Weibern nach getaner Arbeit an ihren Hintern zu fassen, und
für gewöhnlich waren diese nach den Hieben deutlich wärmer and zuvor. Aber Lidotschkas Hitze schien mir nicht nur von den
Rutenstreichen herzurühren, sondern aus einer ganz anderen Quelle zu stammen.
„Du hast einen heißen Hintern“, stellte ich denn auch fest, und zweideutig antwortete sie mir: „Wenn der Herr mich auch so heiß macht …“ , nur um weiter frech fortzufahren, „… was ist? Ist der junge Herr zu müde für die Fortsetzung, oder hat er eher Lust auf etwas anderes?“
„Und ob ich Lust auf noch was ganz anderes habe, du Luder …“, entgegnete ich ihr, und pfefferte umgehend die restlichen zehn Streiche mit der Rute auf ihren herausfordernden Arsch. Auch diese Streiche nahm sie recht gelassen hin, wobei sie immer wieder zwischendurch aufreizend mit ihrem Hintern hin- und herschwänzelte. Es versteht sich, dass ich mit der Intensität der Streiche nun in keinster Weise mehr zurückhaltend war.
„Nun, wie müde war das?“, fragt ich sie nach dem letzten Streich, den ich nochmals mit voller Kraft durchgezogen hatte. Sie war jedoch wohl noch lange nicht von ihrer Keckheit kuriert, denn sie meinte gleich: „Wenn der Herr noch Kraft übrig hat, kann er ja jetzt zu dem ´Anderen´ übergehen“, und dabei fasste sie ihre Pobacken mit ihren Händen, und zog sie auseinander, so dass mir ihr kleines bräunlich umrandetes Poloch entgegenlugte.
Ihr könnt euch vorstellen, dass ich
meinen vorher gefassten Entschluss, ihr noch ein paar zusätzliche Streiche für
ihre Frechheit zu verpassen, sofort revidierte, und mich in Windeseile meiner
Hosen entledigte, um sie genau in jenes Loch zu vögeln, dass sie mir so
aufreizend dargeboten hatte.
Zu meinem Erstaunen war der Eingang gar nicht so eng, wie es für mich auf den
ersten Blick den Anschein gehabt hatte, und woher auch immer hatte das Luder
auch flugs irgendeine Creme mit ihren flinken Fingern auf ihrem Löchlein
verteilt, um dann wieder mit ihren Händen die rotleuchtenden Bäckchen
auseinanderzuteilen, um mir die Einfahrt zu erleichtern
Es war unendlich geil sie so durchzuficken, und bei jedem Stoß ihre heißen Arschbacken an meinem Becken zu spüren. So wie das Mädel mir mit ihrem Becken entgegenkam und Kontra bot, war das mit Sicherheit nicht das erste Mal gewesen, dass jemand diese Pforte erobert hatte“.
Da saßen Wenja und ich
also in diesem rüttelnden Eisenbahnabteil während Egor mit seiner Erzählung
unsere Phantasie zum überschäumen gebracht hatte. Mir selbst erschienen all die
Bilder von jenem denkwürdigen Abend nach der zerbrochenen Suppenterrine wieder
vor Augen, und mein Schwanz war zum Bersten gespannt.
Ich weiß nicht, was Wenja in dem Moment für Gedanken
hegte, aber ich konnte ihm ansehen, dass es ihm ähnlich erging.
In diesem Moment wurde der Zug langsamer, und wir hielten plötzlich auf freier Strecke. Um uns herum war nur eine von Schnee bedeckte Einöde, ab und zu von einem verkrüppelten Baum durchbrochen. Ich verspürte einen großen Drang, verließ das Abteil und ging nach draußen, wobei mein Schritt schmerzte. Der Zug würde nicht so schnell beschleunigen, also entschloss ich ein paar Schritte zu gehen. Ein paar Büsche gaben mir Deckung und ich erleichterte mich, bereute das aber sofort, denn sobald ich meine Hose geöffnet hatte, drang mir die Kälte in den Schritt, so dass ich beschloss mein vorheriges Vorhaben abzukürzen, und in die Wärme des Zugs zurückzukehren, bevor wichtige Körperteile dauerhaft Schaden nehmen konnten.
Natürlich wollten Wenja und ich wissen, wie es zwischen Egor und Lidija weitergegangen war, auch auf die Gefahr hin, dass unsere Schwänze platzen würde. Wenn ich im Moment schon kein wahrhaftiges Weib vögeln konnte, und die Natur mir ebenfalls eine dortige Entspannung verweigerte, so wollten doch zumindest meine Neugierde und Phantasie ihre Befriedigung haben.
Doch die weitere Erzählung von Egor war weit weniger spektakulär und erregend, denn natürlich wiederholten er und seine Lidija das offensichtlich für beide Seiten befriedigende Spiel noch einige Male. Dann aber hatte ihn die Marine in die weite Welt hinausgerufen und als er eines Tages wieder auf dem Landgut seines Onkels zu Besuch war, erfuhr er, dass Lidija inzwischen verheiratet worden war, was einer auch nur zeitweisen Wiederholung entgegenstand.
Nachdem Wenja und ich
nun also Egor so erschöpfend ausgefragt hatten, wollte dieser natürlich wissen
wo wir in der Sache standen, und ob uns schon einmal eine Algophelia
begegnet sei.
Wenja musste passen, wenn er auch zugab, dass er
immer schon mal Phantasien gehabt hatte, bei denen er ein Weib übers Knie legen
wollte, so wie dass sein bürgerlicher Vater einige Male mit seiner Schwester
gemacht hatte. Seine Schwester Ewelina sei aber wohl definitiv keine Algophelia gewesen, da sie bei Bestrafungen immer geschrien
und gezappelt hätte und keinerlei Gefallen an der Sache in irgendeiner Weise zu
beobachten gewesen sei.
Als die Reihe an mich kam, entschloss ich mich die Erfahrung mit meinen Stiefschwestern erst einmal zu verschweigen. Nur zögerlich berichtete ich von meinen ersten Erfahrungen mit Witalina, und dass ich nach dem was Egor uns von seinen Beobachtungen berichtet hatte nun der Ansicht war, dass Witalina durchaus Züge einer Algophelia aufgewiesen hatte, so wild wie unser Vögeln ausgefallen war, nachdem sie vom Haushofmeister mit einem Riemen den Hintern versohlt bekommen hatte.
Aber Egor konnte man nichts vormachen. Er war ein guter Beobachter, und offensichtlich hatte er während der Züchtigung von Varvara nicht nur sie, sondern auch mich genau studiert, während ich ihr mit der Peitsche ihren Hintern verstriemte.
„Du kannst mir nicht erzählen, dass Varvara das erste Mädel war, dem du den Arsch versohlt hast, Pjotr. Ich finde zwar, dass du die Nagaika etwas unkonventionell eingesetzt hast, aber ich habe deine leuchtenden Augen gesehen: da war mehr als eine Erinnerung an erregende Szenen zu erkennen“.
Ich frage mich noch heute, wie Egor es gelungen war mich zu durchschauen, aber offensichtlich machte ich nach seinen Worten ein Gesicht, dass mich mehr als nur verriet, und so war weiterer Widerstand zwecklos, wenn ich nicht Gefahr laufen wollte das mir die Kameraden wegen bewusstem Anlügen die Freundschaft kündigten.
Also erzählte ich meinen beiden Mitreisenden von
der Begebenheit mit der zerbrochenen Suppenterrine und dem darauffolgenden
Erlebnis mit meinen Stiefschwestern. Wenja war
sichtlich etwas geschockt von meiner Offenbarung – er stammte aus einem
gesitteten, großbürgerlichen Elternhaus – aber Egor meinte nur:
„Gut gemacht, Pjotr. Genau so muss man mit den Weibern umgehen, sonst hat
man nur Ärger. Und von dem was du erzählst sind die beiden definitiv Algophelias. Die würde ich gerne einmal kennenlernen!“
Das wollte ich ihm gerne glauben, vertagte das Thema aber erst einmal mit dem Hinweis darauf, dass wir wohl noch einige Zeit brauchen würden, um überhaupt nach Moskau zu kommen. Wir hatten ja noch nicht einmal die Hälfte der Strecke geschafft, und wie lange es dauern würde dann noch nach St. Petersburg zu kommen, wagte keiner von uns vorherzusagen. Immer wieder drangen Nachrichten von weiteren Streiks und Unruhen zu uns durch. Wenja kannte einen Telegrafisten, der sich in den Unterwegsbahnhöfen durch seine Kontakte mit den Telegrafisten der Eisenbahn deren Nachrichten verschaffen konnte. Zwar hatten wohl die Streiks der Arbeiter nach dem Einlenken des Zaren nachgelassen, dafür gingen nun wohl die Bauern auf die Barrikaden, da deren Forderungen angeblich nicht vom Zaren berücksichtigt worden waren.
Den Winter, den die Bauern sonst eher mit Saufen
und verprügeln ihrer Weiber verbrachten, nutzten sie nun wohl zur Randale.
Immer wieder musste unser Zug längere Pausen einlegen, und Gerüchte gingen
bereits durch den Zug, dass irgendwo Bauern die Strecke blockieren würden und
wir uns bereithalten sollten das Bauernpack mit Gewalt zu vertreiben.
Doch es verging ein Tag nach dem anderen ohne entsprechenden Einsatz, der
immerhin eine Abwechslung gewesen wäre, und in dem wir unsere überschüssige
Energie hätten abreagieren können.
Endlich erreichten wir am achtzehnten Tag unserer
Odyssee den Eisenbahnknotenpunkt Krasnojarsk und freuten uns damit fast schon
die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht zu haben.
Doch Krasnojarsk war eine Mischung aus Wespennest und heillosem Chaos.
Unzählige Menschen warteten auf dem Bahnhof auf Züge um ihre Reise
fortzusetzen. Es fehlte aber offensichtlich an Lokomotiven, da in der Zeit des
großen Eisenbahnerstreiks viele Maschinen sabotiert worden waren. Die
Eisenbahner wiesen die Schuld weit von sich, da sie sich angeblich nie an ihren
geliebten Dampfrössern vergreifen würden. Und tatsächlich waren es Bauern
gewesen, die man beim Plündern der Holz- und Kohlelager bei den
Lokomotivbetriebshöfen aufgegriffen und umgehend erschossen hatte.
Das alles half uns aber nicht weiter. Da offensichtlich kein Anschlusszug nach
Moskau für uns aufzutreiben war, mussten wir vorerst in unseren Waggons
bleiben, und es wurde immer kälter. Die Lokomotive war ja abgekuppelt worden,
wodurch nun der Dampf für die Dampfheizung fehlte, und eine stationäre Heizung
war nicht vorhanden.
Nun hatten es sogar die Soldaten in den Güterwaggons besser, denn dort hatten sie Öfen, in denen nun alles Mögliche verfeuert wurde. Niemand kümmerte sich um uns, denn der Kommandant hatte offensichtlich das Weite gesucht, und sich auf eigene Faust auf seine Weiterreise gemacht. Jegliche Ordnung und militärische Disziplin löste sich daraufhin auf, und Egor beschloss unser weiteres Schicksal in die eigene Hand zu nehmen.
Tatsächlich war er ein Meister der Organisation, und gegen Abend erschien er in unserem inzwischen eiskalten Abteil mit der Nachricht uns einen Platz in einem, in der Nacht heimlich den Bahnhof verlassenden, Zug verschafft zu haben. Wie ihm das gelungen war wollte er uns zwar nicht erzählen – er meinte, es sei besser für uns nicht darüber Bescheid zu wissen – aber alles was zählte, war die Aussicht darauf diesen Ort des Chaos und der Kälte zu verlassen.
Gegen elf Uhr in der Nacht machten wir uns auf den Weg, und verließen das alte Abteil, wobei wir darauf achteten, dass es niemand bemerkte und uns niemand folgte. Zu meinem Erstaunen schlug Egor einen Weg entlang der Gleise ein, die uns aus dem großen Bahnhof von Krasnojarsk herausführten. Wir stolperten über unbeleuchtete Gleisanlagen bis wir nach etwa einer halben Stunde zu einem Ort kamen, wo inmitten dunkler Stränge von Güterwaggons ein behelfsmäßig abgedunkelter Zug mit Personenwagen stand. Die Waggons schienen mir luxuriöser als jene, die wir von Wladiwostok hergehabt hatten, und eine Wache stand vor jedem Aufstieg zu einem der Waggons.
Die Wache beäugte uns höchst misstrauisch, die
aufgepflanzten Bajonette auf uns gerichtet. Doch die Passierscheine oder was
auch immer Egor aufgetrieben hatte zeigten ihre Wirkung, und uns wurde ein
Abteil im hintersten Waggon des Zuges zugewiesen.
Zu unserer Freude war das Abteil geräumiger als das bisherige, und es war warm.
Meine Kameraden belegten die oberen Betten, während ich eine der unteren Kojen
nahm. Trotz des Andrangs auf dem Bahnhof blieb auch dieses Mal die vierte Koje
leer.
Kurz nach unserer Ankunft brachte uns dann eine Ordonanz eine Brotration und Suppe. Das war schon einmal vielversprechend. Da wir offensichtlich nach den vielen vorangegangenen Tagen im Zug ohne Waschgelegenheit mächtig stanken, wies man uns auch den Weg zu einem anderen Waggon, wo wir uns waschen konnten.
Solchermaßen erst einmal wiederhergestellt, legten wir uns hin und schliefen. Unsere Abfahrt aus Krasnojarsk bemerkte ich nur unterbewusst durch ein Ruckeln das irgendwann in den frühen Morgenstunden durch den Zug lief, und erwachte erst spät am Morgen, als es draußen schon wieder hell war.
Es schneite wieder ununterbrochen, aber immerhin fuhr unser Zug und schien viel seltener angehalten zu werden als der Vorherige. Egor meinte, wir sollten uns möglichst unauffällig verhalten, und auf keinen Fall zu einem der vorderen Waggons gehen. Im Zug seien hochgestellte Persönlichkeiten. Wer das war konnte oder wollte er uns aber auch nicht sagen.
Als es am Nachmittag bereits wieder zu dunkeln begann hielten wir wieder etwas außerhalb eines Bahnhofs. Ich konnte Wartungsanlagen für Lokomotiven erkennen, und tatsächlich wurde bei unserem Zug die Lokomotive ausgetauscht.
Ich verließ unser Abteil und stieg aus dem Zug. Ein eisiger Wind empfing mich, der den pulvrigen Schnee vor sich hertrieb, und den Bahnkörper auf dieser Seite des Zuges schon fast freigeweht hatte; nur eine relativ dünne verkrustete Schneedecke lag auf dem Boden. Ich beobachtete, dass an anderen Waggons intensive Ladeaktivitäten stattfanden. Alle Wachen waren offensichtlich zu diesen Aktivitäten und ihrer Bewachung abkommandiert, denn hier am Ende des Zuges war niemand außer mir zu sehen. Doch plötzlich hörte ich ein verräterisches Knirschen auf dem Schotter, und vermutete, dass mich gleich eine Wache zurück in den Zug treiben würde. Ich wandte mich um zu der sich nähernden Gestalt, und erkannte zu meinem Erstaunen ein junges Weib, dass in dicke Kleider gehüllt frierend vor mir stand.
„Nimm mich mit in deinen Zug, Soldat“, sagte sie in den schneidenden Wind hinein. Es klang wie ein Flüstern, und musste doch laut gesprochen gewesen sein, da der Schneesturm zugenommen hatte. Diesem Umstand war es wohl auch zu verdanken, dass sie überhaupt aus ihrer Deckung am Bahndamm gekommen war, denn die Wachen die immer noch mit der Verladung beschäftigt waren, waren in dem Schneegestöber kaum noch zu erkennen.
„Warum sollte ich dich mitnehmen – es ist nicht mein Zug“, antwortete ich und blickte dabei in ihr Gesicht. Sie hatte ein hübsches Gesicht, soweit ich das in diesem Moment beurteilen konnte, da ihre Kopftücher und Schals, die sie sich um den Kopf gewickelt hatte um sich vor der beißenden Kälte zu schützen, nur wenig mehr als ein paar kristallblaue Augen, ein Stupsnäschen und sinnliche Lippen erkennen ließen. In der Art wie diese Augen die bereits fortgeschrittene Dämmerung überstrahlten, zogen sie mich sofort in ihren Bann.
„Ganz einfach, weil du auf deiner langen Reise nicht allein sein möchtest!“
Ihre Worte trafen mich wie eine Granate und irgendetwas explodierte in meinem Kopf.
„Schnell, schnell … wir haben nicht lange Zeit“, machte sie mich umgehend zu ihrem Komplizen,
und ehe ich noch denken konnte gab ich ihr den Weg am Aufstieg zum Waggon frei,
und schon war sie in dessen Innerem verschwunden.
Ich eilte hinterher, und konnte das quirlige Wesen gerade noch so in unser
Abteil hineinschubsen, als weiter vorn im Seitengang des Waggons eine Tür
geöffnet wurde, und ein, seiner Uniform nach, Hauptmann in den Gang trat. Ich
grüßte zackig, und verschwand so schnell ich konnte aus dem Blickfeld des
Hauptmanns in unser Abteil.
„Schnell hier hinein“, wies ich auf die noch freie Koje, in der wir Uniformteile und Ausrüstung abgelegt hatten. Flink wie ein Eichhörnchen war das Mädchen darin verschwunden, und ich warf eine Decke über sie und schloss die Vorhänge. Gerade noch rechtzeitig das ich meinen verdutzt dreinblickenden Kameraden bedeuten konnte die Klappe zu halten, bevor der Hauptmann in unser Abteil hereinplatzte und unsere Marschpapiere forderte. Warum auch immer er sich bemüßigt gefühlt hatte gerade in diesem Augenblick unsere Identitäten zu prüfen – gleichgültig – offensichtlich hielten unsere Dokumente seiner Prüfung stand, und mit einem „in Ordnung“ verließ er unser Abteil so schnell, wie er es betreten hatte.
Libertineros 2020, 2025
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